Ich trauere um meinen besonders netten Kollegen Volker, der diese Woche mitten während der Arbeit zusammenbrach und dort noch notärztlich versorgt wurde. Ich war gerade auf dem Weg in das Gebäude, in welchem er sein Büro hatte, als er im Schnellschritt von Sanitätern auf einer Krankenliege durch den Hauptgang an mir vorbei zum draußen stehenden Rettungswagen gerollt wurde, aschfahl und offenbar schon bewusstlos. Ich hoffte noch inständig, dass man ihm würde helfen können. Leider kam dann am nächsten Tag die Rundmail der Geschäftsleitung, die die bösesten Vorahnungen zu einer traurigen Gewissheit machte: Er war noch am selben Tag verstorben.
Man konnte mit Volker immer ein paar freundliche Worte austauschen, ob man ihn nun an der Straßenbahnhaltestelle traf oder in der Kantine. Wenn man ein Problem hatte, welches in sein Fachgebiet fiel, hat er einem die Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt und erläutert. Er war der Typ Mensch, von dem man sich nicht vorstellen konnte, dass er irgendwem etwas Böses wollte. Er strahlte immer Ruhe und Besonnenheit aus. Volker war erst 57 Jahre alt und wurde von einem Moment auf den anderen mitten aus seinem Leben gerissen. Meine Gedanken gelten auch seinen Angehörigen, die völlig unerwartet einen unsäglichen Verlust ertragen müssen.
Die Todesursache war vermutlich ein Herzinfarkt und wahrscheinlich hat der Arzt es auch so auf dem Totenschein eingetragen. Da ja kein Hinweis auf eine unnatürliche Todesursache vorliegt (weil ein Herzinfarkt ja als "natürlich" gilt), wird Volkers sterbliche Hülle sicher nicht obduziert werden, so dass man es nie mit letzter Sicherheit erfahren wird.
Leser meines Blogs oder der Bücher von Dr. Esselstyn oder Dr. McDougall wissen ja, dass ein Herzinfarkt eine vermeidbare Wohlstandskrankheit ist. Volker wusste es wohl nicht. Wahrscheinlich ahnte er auch gar nicht, dass er in akuter Lebensgefahr war, denn man hat ja immer die Vorstellung, dass wenn es einen mal erwischen sollte, man das ja sicher überleben würde und sich dann immer noch Gedanken über eine gesündere Lebensweise machen könnte. Hätte er es aber geahnt und hätte er auch die Information gehabt, dass ein bloßer Verzicht auf Tierprodukte und extrahierte Fette diese Gefahr hätte ausschließen können, so bin ich sicher, dass er diese Möglichkeit genutzt hätte.
Leider wird die Öffentlichkeit weiter nicht über diese Möglichkeit informiert und stattdessen werden weiter Halbwahrheiten verbreitet, die die Menschen davon abhalten, sie für sich zu nutzen. So lief erst am Freitag auf 3sat eine Sendung mit dem Titel "Die Wahrheit über Fette", in der alles Mögliche gesagt und gezeigt wurde, aber eben nicht die entscheidende Wahrheit, dass die Fette in vollwertiger pflanzlicher Nahrung einschließlich ein paar Nüssen und geschroteten Leinsamen dem Körper einerseits vollkommen ausreichen und andererseits im Gegensatz zu tierischen und extrahierten pflanzlichen Fetten nicht zu einer Enstehung oder einem Fortschreiten von Arteriosklerose beitragen.
Ich habe es mir nicht angetan, die ganze Sendung anzusehen, da ich die Machart und den üblichen Tenor schon kenne. (Mediterrane Kost besser als sogenannte "fettarme" Ernähung mit 30 Prozent Fett, bla, kalt gepresstes Olivenöl, bla bla. Fettarmes Essen schmeckt nicht, bla, und verleitet zum Konsum von zuviel Kohlehydraten, bla bla, Blutzuckerschwankungen, Heißhunger, Übergewicht, bla bla bla. Seltsam, dass nie erwähnt wird, dass z.B. ein Stück Fleisch eine viel höhere Insulinantwort des Körpers produziert als eine noch so große Portion Nudeln. Selbst wenn also Insulin und seine Schwankungen böse wären -was sie natürlich nicht sind, denn es ist genau das Insulin, welches Blutzucker und Appetit reguliert- müssten diese Experten vom Konsum von Tierprodukten abraten.)
Aber natürlich wurde auch wieder die eine Halbwahrheit verbreitet, die auf eine ganze Lüge hinausläuft: Sinngemäß wurde wieder gesagt, dass ein Drittel aller Herzinfarktpatienten schlank sei und niedrige Cholesterinwerte habe. Daraus soll der geneigte Zuschauer natürlich schließen, dass eine Senkung des Cholesterinspiegels einen nicht vor einem Herzinfarkt schützen könne.
Nur: Die Aussage ist genauso sinnvoll wie die Aussage "Die Hälfte aller Autounfälle mit Toten geschieht bei niedrigen Geschwindigkeiten." Die Aussage ist sogar in jedem Fall wahr: Ich muss nur alle Autounfälle mit Toten hernehmen und prüfen, bei welchen Geschwindigkeiten sie sich ereigneten. Sagen wir, die Bandbreite läge zwischen 28 und 317 Stundenkilometern. Nun sortiere ich die tödlichen Autounfälle aufsteigend nach der Geschwindigkeit, bei der sie sich ereigneten, und zähle die Hälfte der so sortierten Reihe ab. Ich lande bei einem Autounfall, der sich bei einer Geschwindigkeit von z.B. 147 Stundenkilometern ereignete. Nun sage ich einfach, dass eine Geschwindigkeit von unter 150 Stundenkilometer niedrig sei. Schon kann ich sogar sagen, dass sich über die Hälfte aller Autounfälle mit Todesfolge bei "niedrigen" Geschwindigkeiten ereignet. Damit habe ich ein prima Argument, dass Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht gegen Verkehrstote helfen.
Die Aussage, dass ein Drittel aller Herzinfarktpatienten niedrige Cholesterinwerte habe, fällt in die gleiche Kategorie, denn bei uns werden Gesamtcholesterinwerte von unter 200 mg/dl völlig willkürlich als niedrig deklariert. Ernährt man sich hingegen vollwertig pflanzlich und ohne extrahierte Fette, so bekommt man einen Wert von unter 150 mg/dl. Das ist dann tatsächlich so niedrig, dass man vor einem Herzinfarkt geschützt ist, wie Dr. Esselstyn in seinen Studien bewiesen hat.
Diese Studien wurden natürlich in der Sendung wieder nicht erwähnt, obwohl sie so revolutionär sind, dass Dr. Esselstyn dafür den Nobelpreis für Medizin verdient hätte. Es bleibt die Hoffnung, dass sich die dadurch gewonnenen Erkenntnisse auch ohne unsere Medien durch Mund-zu-Mund-Propaganda verbreiten, zumindest bei denen, die tatsächlich schon von kardiovaskulären Erkrankungen betroffen sind und diese bisher überlebt haben. Rollenvorbilder wie das von Bill Clinton könnten dabei helfen und auch ich hoffe, mit meinem Blog dazu einen bescheidenen Beitrag leisten zu können.