Freitag, 31. August 2018

Low-Carb verkürzt das Leben

In meinem letzten Beitrag vor gerade einem Monat habe ich noch das Buch "Proteinaholic" von Dr. Garth Davis besprochen, in dem dieser die zahlreichen Probleme bei einer Low-Carb-Ernährung aufzeigt. Low-Carb heißt ja automatisch mehr Fett und/oder mehr Protein, und von beidem bekommen Menschen bei der westlichen Standardernährungsweise schon mehr als genug. Noch mehr Fett führt noch schneller zu Arteriosklerose und noch mehr Protein, vor allen Dingen tierisches Protein, führt langfristig zu allen möglichen Problemen, z.B. zu Nierenproblemen und zu einem erhöhten Krebsrisiko.

Das entscheidende Wort dabei ist "langfristig", denn wie Dr. Garth Davis in seinem Buch darlegt, waren sämtliche Studien, die die Vorteile einer Low-Carb-Ernährung insbesondere zur Gewichtsabnahme belegen sollen, kurzfristig angelegt. Sie konnten also gar keine langfristig damit einhergehenden gesundheitlichen Probleme aufzeigen.

Da trifft es sich, dass just in diesem Monat im Lancet eine sauber designte Langzeitstudie veröffentlicht wurde, die auf Daten aus der ARIC-Studie beruhten, welche über einen Zeitraum von über 20 Jahren erfasst wurden. Diese Studie unterteilte die Probanden nach ihrer Kohlenhydrataufnahme in Quintile, d.h. fünf gleich große Gruppen, von denen die erste die mit der geringsten Kohlenhydrataufnahme war (also die "lowest-carb"-Gruppe), die nächste die mit der zweitgeringsten usw. bis zur fünften Gruppe, die demnach die höchste Aufnahme von Kohlenhydraten hatte. Es zeigte sich, dass die Gruppe mit der geringsten Kohlenhydrataufnahme die höchste Sterblichkeit und eine um etwa vier Jahre reduzierte Lebenserwartung hatte.

Die höchste Lebenserwartung hatte in dieser Studie die Gruppe, bei der die Kohlenhydrate etwa 50 bis 55 Prozent der Nahrungsenergie ausmachte, bei über 65 Prozent sank sie demgegenüber wieder leicht um 1,1 Lebensjahre.

Die Autoren der Studie weisen selbst darauf hin, dass natürlich nicht nur die prozentuale Zusammensetzung der Makronährstoffe wichtig ist, sondern auch ihre Art und Qualität. So war die Reduzierung der Lebenserwartung bei einem hohen Proteinanteil vor allem auf tierische Proteine zurückzuführen, während pflanzliche Proteine diesen Effekt nicht zeigten. Auch dies deckt sich mit dem Stand der derzeitigen Studienlage, wie er von Dr. Davis in seinem Buch ausführlich dargelegt wird. Und auch Kohlenhydrate sind ja nicht gleich Kohenhydrate, sondern vollwertiges Getreide, Hülsenfrüchte und Knollen sind wesentlich gesundheitsförderlichere Lieferanten von Kohlenhydraten als z.B. Weißmehl, polierter Reis und Kristallzucker. Schon bei den PURE-Studien spielte ja eine Rolle, dass viele Menschen in Entwicklungsländern aus Armut hauptsächlich polierten Reis essen und dann natürlich nicht gut ernährt sind. Diese Menschen zählen dann zu der Gruppe mit dem höchsten Kohlenhydratanteil und senken dort den Durchschnitt für die Lebenserwartung. In armen wie reichen Ländern werden auch viele Softdrinks, also Limonaden und Cola-Getränke konsumiert, die ebenfalls reich an Kohlenhydraten, aber natürlich alles andere als gesundheitsförderlich sind.

So liefert auch diese Studie wieder ein Puzzleteil, das zu einem Gesamtbild gehört: Je weniger tierische Proteine und Fette und je mehr vollwertige Pflanzenkost, desto bessser.

Von Low-Carb-Diäten, insbesondere solchen mit vielen Tierprodukten, ist hingegen dringend abzuraten, wenn einem die eigene Gesundheit am Herzen liegt.