Freitag, 6. Januar 2017

Die definitive ethische Begründung für den Veganismus

Wurstverbotsschild

Erst mal allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs ein frohes und vor allen Dingen gesundes neues Jahr!

Gestern saß ich in einer gemütlichen Runde mit ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschülern bei Kaffee und Kuchen. Die Gastgeberin des Nachmittags ist ein überaus aufmerksamer Mensch und sorgt immer dafür, dass für mich auch etwas rein Pflanzliches und Sättigendes dabei ist. Damit geht sie schon immer weit über meine Erwartungen hinaus. Sogar die meisten Gastronomiebetriebe (also die, die vom Gastgeben leben) selbst in Innenstadtlagen sind ja leider immer noch damit überfordert, zumindest ein veganes, sättigendes und nicht vollkommen langweiliges Gericht auf die Karte zu setzen. (Und das trotz der Tatsache, dass man wirklich vollkommen hinter dem Mond leben muss, um nicht schon mal bemerkt zu haben, dass in den Buchhandlungen inzwischen Dutzende von guten veganen Kochbüchern auf jeglichem Anspruchsniveau erhältlich sind.)

Kleiner Einschub, falls dies von einer Gastronomin oder einem Gastronomen gelesen wird: Bitte kapieren sie doch, dass "vegan" das neue "vegetarisch" ist, denn Menschen die sich nur ein bisschen mit der Materie befassen, lernen recht bald, dass auch für die Produktion von Eiern und Milch Tiere getötet werden. Seien Sie bitte so anständig und denken Sie auch an diejenigen unter ihren Gästen, die erstens zu solchen Erkenntnissen gelangt sind und sie zweitens auch in ihrem Essverhalten berücksichtigen wollen. Sie wollen doch, dass Jede und Jeder, die oder der sich als Gast ordentlich verhält, sich in ihrem Haus auch wohlfühlen kann, oder? Ich z.B. nehme es inzwischen als Beleidigung meiner persönlichen Integrität auf, wenn Sie ein vegetarisches aber kein veganes Gericht auf der Karte haben.

Mir fiel in der gestrigen Kaffeerunde jedenfalls auf, wie liebevoll die Gäste von ihren Haustieren, seien es nun Hunde oder Katzen, sprachen. Es wurde nie ein Zweifel gelassen, dass diese Haustiere als Teil der Familie und -ja- als Persönlichkeiten gesehen wurden. Ich kann das nur bestätigen, denn alle, die schon einmal mit einem Hund oder einer Katze im Haus gelebt haben, erfahren unmittelbar, dass diese ihren eigenen Kopf, ihre eigenen Vorlieben und sogar ihre eigenen Schrullen haben, selbst wenn man mit ihnen nicht über die neuesten Sonderangebote im Supermarkt sprechen kann.

Nun gibt es ja keinen begründeten Zweifel daran, dass Schweine, Rinder, Hühner usw. unseren üblichen Haustieren unter diesem Aspekt nicht nachstehen, also ebenso als nicht-menschliche Persönlichkeiten zu betrachten sind.

Und das bringt mich nun zu einem Leserinnenbrief, den ich in der Ausgabe 09/2016 der kostenlosen Zeitschrift "Schrot & Korn" gelesen habe, die meist in Naturkost- und Reformgeschäften ausliegt: Die Leserin, Ute Esselmann, bezog sich in darin auf ein Interview mit einer Wirtschaftwissenschaftlerin in einer vorangegangenen Ausgabe der Zeitschrift und begründete so kurz und einleuchtend, wie ich es vorher noch nie gelesen oder gehört hatte, warum der Verbrauch von Tieren zu menschlichen Nahrungszwecken abzulehnen ist. Sie schrieb nämlich, dass es einfach falsch sei, aus Persönlichkeiten Bratwurst zu machen. Klasse!

Das ist sogar noch einleuchtender und prägnanter als das von Dr. Melanie Joy entwickelte Konzept des Karnismus und seine inneren Widersprüche, auf das und die ich ja auch immer wieder gerne hinweise.

Einen ähnlichen Gedanken hatte ich auch schon diverse Male: Nämlich den, dass mir ein gackerndes und herumlaufendes Huhn allemal lieber ist, als seine am Bratspieß rotierende tote und federlose Version, selbst wenn die noch so verführerisch und ansprechend duftet. Jedoch konnte ich diesen Gedanken bisher nie in so wenigen Worten zusammenfassen.

Dank Frau Esselmann kann ich es nun. Also: Ich bin vegan, weil es aus meiner Sicht falsch ist, aus Persönlichkeiten Bratwurst zu machen.