Allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs wünsche ich ein frohes neues Jahr 2018 und viel Gesundheit dank vollwertig pflanzlicher Ernährung.
Ich beziehe kaum E-Mail-Newsletter, da ich nur wenige gefunden habe, die wirklich regelmäßig interessante und relevante Informationen liefern. Ein Newsletter, der mir wirklich immer wieder neue Erkenntnisse bringt und den ich deshalb freitags immer kaum erwarten kann, ist der ProVegan-Newsletter von Dr. med. Walter Henrich. In der jüngsten Ausgabe macht Dr. Henrich gleich auf zwei neue Studien aufmerksam, die wieder einmal die gesundheitlichen Vorteile einer vollwertig pflanzlichen Ernährung ohne Tierprodukte aufzeigen.
Die eine ist in einem Journal erschienen, das bezeichnenderweise einfach nur "Prostate", also "Prostata" heißt: Milk and other dairy foods in relation to prostate cancer recurrence: Data from the cancer of the prostate strategic urologic research endeavor (CaPSURE™). In ihr wurden über 1000 Männer mit (noch) nicht-metastasierendem Prostatakrebs über einen Zeitraum von durchschnittlich 8 Jahren beobachtet. Es zeigte sich, dass der Konsum von Vollmich signifikant mit einem erhöhten Risiko für ein aggressives Fortschreiten des Krebses einherging. In dieser Studie wurde zwar kein Zusammenhang zwischen dem Konsum von fettarmer Kuhmilch und dem Risiko für ein Fortschreiten festgestellt, doch gibt es ja bereits mehrere Dutzend Studien, die belegen, dass der Konsum von Milchprodukten in verschiedenster Form einen Risikofaktor für das Auftreten und Fortschreiten von Prostatakrebs darstellt.
Die DGE, deren wissenschaftliche Beiräte in den verschiedenen Bundesländern mit Vertreter_innen der Milchwirtschaft durchsetzt sind, versucht das ja beharrlich zu ignorieren und empfiehlt aller Evidenz zum Trotz weiterhin den Konsum von etwa einem Viertel Liter Milch oder entsprechender Milchprodukte am Tag. Sie begründet das mit den guten Inhaltsstoffen wie Kalzium und dem in ein paar Studien gezeigten geringeren Risiko für Darmkrebs durch Milchprodukte. Dabei wird jedoch unterschlagen, dass man zum einen die guten Inhaltsstoffe der Milch allesamt auch aus pflanzlichen Lebensmitteln bekommen kann (wie z.B. Kalzium aus Spinat und anderem grünen Blattgemüse) ohne damit sein Prostatakrebsrisiko zu erhöhen. Und zum anderen zeigt ein weltweiter Vergleich der Darmkrebsvorkommen, dass dieses im milchverzehrenden Westeuropa mit 13 Prozent höher liegt als in Ost- und Südostasien mit jeweils 10 Prozent oder weniger, obwohl dort praktisch keine Milchprodukte konsumiert (und auch gar nicht vertragen) werden. Es wäre also eine reichlich dumme Idee sich als Mann durch den Verzehr von Milchprodukten ein geringeres Darmkrebsrisiko mit einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs erkaufen zu wollen. (Dem Prostatakrebs entspricht bei Frauen übrigens der Eierstockkrebs, nur ist dessen Zusammenhang mit dem Verzehr von Milchprodukten bisher nicht ganz so gut erforscht.) Stattdessen sollte man lieber nach Asien sehen und prüfen, welche der dortigen Lebensstilfaktoren dort zu dem vergleichsweise geringeren Auftreten von Darmkrebs beitragen. Ein heißer Anwärter dürfte der höhere Anteil von Pflanzenkost und den darin enthaltenen Ballaststoffen sein.
Die andere im ProVegan-Newsletter erwähnte aktuelle Studie wurde im Dezember 2017 von Binita Shah, James Slater und anderen im Journal "Contemporary Clinical Trials Communications" veröffentlicht und bestätigt die Ergebnisse von Dr. Esselstyn: Eine vollwertig pflanzliche Ernährung unter Ausschluss von Tierprodukten liefert für Herzpatienten deutlich bessere Ergebnisse als die bisher von der Amerikanischen Herzgesellschaft AHA (American Heart Association) empfohlene Ernährung im "mediterranen" Stil mit geringen Mengen z.B. an Fisch und Geflügel. Insbesondere ein für Herzpatienten gefährlicher Entzündungsmarker, das Protein "HSCRP", war mit der veganen Ernährung gegenüber der "mediterranen" deutlich verringert, aber natürlich ebenso das schlechte Cholesterin LDL. (Doch, auch "fluffiges" LDL aus großen Teilen ist gefährlich, egal was Low-Carb- oder Paleo-Anhänger oder Cholesterinleugner dazu erzählen.) Wer also bisher noch Zweifel hatte, dass Dr. Esselstyn seine Studien vielleicht auch gefälscht haben könnte, und dass seine sensationelle, einfache und nebenwirkungsfreie Heilung von Herzerkrankungen vielleicht seiner bloßen Fantasie entsprungen sein könnte, kann diese Zweifel nun getrost ablegen.
Es geht also auch im neuen Jahr weiter damit, dass eine Studie um die andere die gesundheitlichen Gefahren von Tierprodukten und die gesundheitlichen Vorteile von pflanzlicher Ernährung zeigt. Dennoch treibt in den Medien gerade zum Jahresanfang, wo viele Menschen sich den Vorsatz des Abnehmes gefasst haben, wieder der gefährliche Low-Carb-Wahn sein Unwesen, durch den ja gerade viele pflanzliche Lebensmittel wie Kartoffeln und Getreide verteufelt werden und stattdessen Tierprodukte wie Fleisch, Eier, Milch und Käse Auftrieb bekommen. Ja, man kann mit Low-Carb-Ernährung abnehmen. Man kann auch mit Kokainkonsum abnehmen. Dennoch ist von beidem dringend abzuraten, wenn einem nicht nur das eigene Gewicht, sondern auch die eigene Gesundheit lieb und teuer ist. Bei genauem Hinsehen entpuppen sich all die scheinbaren wissenschaftlichen Grundlagen für eine Low-Carb-Ernährung als bloße Märchen und Statistik-Tricks, sogar dann, wenn sie sich als Studien in Wissenschaftsjournalen tarnen, die dann jedoch meist durch die Fleisch-, Milch- oder Eierwirtschaft finanziert und entweder gleich absichtlich falsch entworfen oder statistisch falsch ausgewertet oder interpretiert wurden. (Wie jüngst die Artikel im Lancet zur PURE-Studie.)
Da ich immer wieder zu einzelnen dieser Mythen und Märchen aus der Low-Carb-Ecke angesprochen oder angeschrieben werde, die es leider oft bis in Sendungen der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender schaffen, ist mein guter Vorsatz für dieses Jahr, dass ich eine Serie dazu machen und diese Märchen eines nach dem anderen entlarven werde. In diesem Sinne also noch einmal ein frohes neues Jahr!