Mittwoch, 22. März 2017

Sulforaphan & Tipps

Wirsing au dem Feld

Durch die Lektüre von Dr. Michael Gregers Buch "How Not to Die" (siehe hier) bin ich auf das Thema Sulforaphan gestoßen, eine wahre Wundersubstanz, die offenbar schon die Aufmerksamkeit der renommiertesten Krebsforscher auf sich gezogen hat, wie z.B. diese Seite des Universitätsklinikums Heidelberg belegt.
Auch das Buch "Krebszellen mögen keine Himbeeren", welches ich hier sicher auch noch besprechen werde, widmet sich dem Sulforaphan.

Wie erklärt sich dieser Hype? Nun, die Wissenschaft hat festgestellt, dass dieser Stoff "in vitro" (lateinisch für "im Glas") etwas kann, was alle bekannten chemotherapeutischen Mittel vermutlich nicht können, nämlich Krebsstammzellen zerstören. Und im Gegensatz zu Chemotherapeutika hat dieser Stoff nicht nur weniger belastende Nebenwirkungen als diese, sondern schlicht keine - er ist vollkommen nebenwirkungsfrei! Nun hat man weitere klinische Studien begonnen, die untersuchen sollen, ob Sulforaphan diese Fähigkeit auch im menschlichen Körper besitzt und damit bei der Vorbeugung und Heilung von Krebserkrankungen unterstützen kann.

Nun werden Sie sich vielleicht fragen, a) wo Sie dieses tolle Mittel herbekommen und b) was Sie dafür hinblättern müssen. Erstaunlicherweise lautet die Antworten auf Frage a): In der Gemüseabteilung ihres Supermarktes oder auf dem Wochenmarkt, nämlich in der Form von Brokkoli, Wirsing, Weißkohl, Rotkohl, Grünkohl, Rosenkohl, Blumenkohl, Chinakohl, Rucola, Radieschen, Rettich, Kresse, Senfsaat und was es sonst noch an Kreuzblütlergemüse dort gibt. Damit ergibt sich auch die Antwort auf Frage b): Die Kosten entsprechen den Super- und Wochenmarktpreisen der genannten Gemüsesorten, liegen also voll im Lebensmittelbudget praktisch aller Haushalte in Deutschland.

Interessanterweise liegen auch bereits Bevölkerungsstudien vor, die belegen, dass der regelmäßige Verzehr von Kohlgemüse das Risiko, eine Krebserkrankung zu bekommen, signifikant reduziert. Höchstwahrscheinlich ist Sulforaphan dafür mitverantwortlich, aber natürlich enthalten Kohl und andere Kreuzblütlerpflanzen wie praktisch alle essbaren Pflanzenteile auch noch weitere Substanzen, von denen eine gegen Krebs schützende Wirkung ausgeht. So können z.B. in Pflanzen enthaltene Antioxidantien den oxidativen Stress auf die Körperzellen reduzieren und damit dazu beitragen, dass weniger von ihnen entarten und sich so potenziell zu Krebszellen weiterentwickeln können.

Nun gibt es ein kleines Aber:
Kreublütlergemüse enthält nicht direkt die Substanz Sulforaphan, sondern eine inaktive Vorstufe namens Glucoraphanin und zudem das Enzym Myrosinase. Erst beim Zerkauen und der weiteren Verdauung werden diese beiden Substanzen gemischt und führen dann zur Bildung von Sulforaphan.  Leider ist das Enzym Myrosinase hitzeempfindlich, während Glucoraphanin und Sulforaphan es beide nicht sind.

Bei Kreuzblütlergemüse, das roh genossen werden kann und wird, wie z.B. Chinakohl, Rucola, Kresse oder Radieschen ist das gar kein Problem. Aber Broccoli, Rosenkohl, Wirsing oder Blumenkohl möchte man in aller Regel in gegarter, also erhitzter Form zu sich nehmen.

Dr. Greger emfpiehlt daher in seinem Buch, jegliches Kreuzblütlergemüse, welches wie z.B. Brokkoli gekocht oder gegart werden soll, erst zu zerkleinern, ihm dann 40 Minuten zur Bildung von gegen Hitze unempfindlichen Sulforaphan zu geben und es erst dann zu kochen oder zu garen.

Leider ist das Zerkleinern z.B. von Rosenkohl keine sehr interessante Option: Man möchte die kleinen Röschen ja als Ganzes essen und nicht in der Form von "Rosenkohl-Hack". Für diese Fälle hat Dr. Greger in einem neueren Video noch einen weiteren Tipp parat:


Man kann das gegarte Kreuzblütlergemüse mit dem in ihm enthaltenenen Glucoraphanin (Sie erinnern sich: es ist ebenfalls unempfindlich gegen Hitze) mit der Myrosinase aus einer rohen Quelle kombinieren. Eine solche Quelle kann z.B. Senfpulver sein, welches aus nichts anderem als gemahlenen Senfkörnern besteht. (Notfalls kann man auch einfach selbst nach Bedarf Senfkörner zermößern und seinem gekochten Kohlgemüse hinzufügen.) Aber auch Radieschen oder Broccoli-Sprossen oder Kresse können diesen Zweck erfüllen.

Streuen Sie also ein paar zermöserte Senfkörner über ihren gegarten Rosenkohl oder Wirsing oder garnieren Sie Ihre vegane und ölfreie Blumenkohlsauce mit reichlich Kresse und holen Sie so das Optimum aus ihrem Gemüse.