Dienstag, 30. Juli 2013

Aufklärung tut not

Als gestern beim Mittagessen mit den Kollegen in der Kantine das Gespräch auf meinen mitgebrachten Kartoffelsalat kam, den ich mit einer guten Portion ölfreier Sojanaise zubereitet hatte, wurde ich (allerdings scherzhaft) bezichtigt, durch meinen Sojakonsum doch wohl zur Zerstörung der Regenwälder beizutragen.

Wie immer war ich nicht schlagfertig genug und mir fiel erst später ein, dass der von mir verwendete Bio-Sojajoghurt doch ausschließlich Bohnen aus europäischem, genauer sogar französischem Anbau enthielt. Ein Witz über die französischen Regenwälder wäre bei den am Tisch sitzenden Kollegen sicher gut angekommen.

Was ich aber bedenklicher fand, war das fehlende Bewusstsein, dass das pestizidverseuchte, genmodifizierte Soja, für das in Schwellenländern Regenwald vernichtet wird und Menschen ihres kleinen Stückchens Ackerlandes beraubt werden, direkt zu dem Futter für die Tiere gemacht wird, deren Leichenteile bei den am Tisch sitzenden Kollegen auf dem Teller lagen.

Die Information, dass gerade das auf ehemaliger Regenwaldfläche angebaute Soja doch eher der Fleischproduktion dient, habe ich dann zumindest noch weiter gegeben. Natürlich wieder einmal  auf die Gefahr hin, als moralistischer Spaßverderber da zu stehen.

Es ist also offenbar immer noch viel Aufklärungsarbeit erforderlich, um diese eigentlich doch schon ziemlich bekannten Zusammenhänge aufzuzeigen. Das zeigt z.B. auch meine wiederholt gemachte Erfahrung, dass viele Menschen tatsächlich glauben, Kühe würden einfach so Milch geben, ohne davor ein Kalb gebärt haben zu müssen.

4 Kommentare:

  1. Sojabohnen werden mittlerweile auch in DE angebaut, zum Beispiel hier: http://biohof-lex.de/.

    Btw: schöne und sehr informative Seite!

    Gruß, Anne

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  2. Hallo Anne,

    vielen Dank für den Hinweis und das Lob. Hoffentlich hat der Bio-Sojaanbau in Deutschland eine Zukunft.
    Schade nur, dass der besagte Hof unnötigerweise auch Eier verkauft und sich dadurch indirekt an der Tötung der männlichen Geschwister seiner Hühner beteiligt.

    Gruß
    Hauke

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  3. Nur aus Interesse: Bist du eigentlich die gleiche Person, die als "gutwissen" Ernährungsforen unsicher macht (nicht dass daran etwas falsch wäre)? Wenn nicht, könntet ihr zumindest ernährungstechnisch Seelenverwandte sein.

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  4. Nein, ich bin nicht "gutwissen", aber eine kleine Internet-Suche hat mir Deine Aussage bestätigt, dass "gutwissen" auch versucht, den vielen Ernährungsmythen, wie sie manchmal sogar noch von Ärzten verbreitet werden, den wissenschaftlichen Erkenntnisstand entgegenzusetzen. (Und es freut mich, dass ich im deutschsprachigen Internet mit meiner Position nicht ganz alleine bin.)

    Z.B. sollte der Mythos von Pflanzen als unzureichender Proteinquelle wirklich schon seit Jahrzehnten ausgestorben sein, da William Cumming Rose schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezeigt hat, dass nur acht Aminosäuren für den Menschen essentiell sind, die alle in mehr als ausreichender Menge in pflanzlicher Nahrung (z.B. Kartoffeln) enthalten sind. Dennoch hält sich dieser Mythos weiter hartnäckig.

    Der Mythos von Kuhmilch als idealer Kalziumquelle wird natürlich von der dahinterstehenden Agrarindustrie gerne am Leben gehalten, dabei können Kühe das Element Kalzium ebensowenig synthetisieren wie das Element Gold.

    Und zu der verrückten Empfehlung, dass mindestens 25% der Nahrungsenergie aus Fetten kommen sollte, habe ich in meinem Blog ja schon einiges geschrieben. (Unter anderem, dass nur Alpha-Linolensäure und Linolsäure essentielle Fettsäuren sind, die nach der allgemein anerkannten Empfehlung nicht mehr als 3 Prozent der Gesamtnahrungsenergie ausmachen müssen.)

    Leider gibt es in deutscher Sprache bisher sehr wenig für Laien verständliche aufklärende Literatur zu Ernährungsthemen. (Hier werden nach wie vor solche Bücher gepusht, die ohne wissenschaftliche Grundlage die Angst vor Kohlehydraten schüren.) Im Englischen gibt es hingegen mit den Büchern von Dr. Neal Barnard, Dr. Caldwell B. Esselstyn, Dr. Joel Fuhrman, John Robbins, dem großartigen Dr. John McDougall und einigen anderen sehr viel mehr in dieser Richtung.

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