Sonntag, 22. September 2013

Wohl bekomm's

Beim Mittagessen mit Tierverbrauchern (also denen, die in Veggie-Kreisen fälschlicherweise oft als "Omnivoren" bezeichnet werden, obwohl das eine biologische, auf ganze Arten bezogene Kategorie ist) komme ich mittlerweile mit dem üblichen Essensspruch "Guten Appetit" in ein Dilemma, bei dem ich mich zwischen Höflichkeit und Ehrlichkeit entscheiden muss. Wenn ich nämlich denen, deren Essen Tierteile, Milchprodukte oder Eier enthält, einen guten Appetit wünsche, bin ich zwar höflich, aber nicht ehrlich. Ich weiß zwar (auch aus eigener Erfahrung), dass man auf Tierprodukte Appetit haben kann und dass einem deren Verzehr auch Genuss bereiten kann, aber da ich mittlerweile mit den negativen Folgen dieses Verzehrs für Tiere, Umwelt und Gesundheit vertraut bin, und da der kurze Genuss meines Erachtens nach diese Folgen nicht aufwiegen kann, wünsche ich eigentlich auch niemandem einen guten Appetit auf diese Produkte.

Jedoch glaube ich, aus diesem Dilemma einen Ausweg gefunden zu haben: Den schönen alten Essensspruch "Wohl bekomm's" kann ich nämlich auch ohne zu Heucheln aussprechen. Ich weiß zwar, dass Tierprodukte niemandem bekommen. Nicht den Tieren, deren Produkte verzehrt werden, nicht der Umwelt, die für die Tiermast ruiniert wird, und auch nicht der Gesundheit der Menschen, die Tierprodukte verzehren. Aber ich kann ja trotzdem wünschen, dass es so wäre. Also etwa in dem Sinne: "Ich wünschte, dass Dein Genuss auch ohne Leid und Schäden für die Umwelt sowie für Deine Gesundheit möglich wäre."

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